Das wechseln der Hinterachs Radlager beim Ford Capri ist mit einer Hydraulikpresse, eigentlich ein Kinderspiel, hierbei benötigt man nicht einmal die Spezielle Abdrückvorrichtung von Ford wie im Werkstatthandbuch beschrieben. Ich habe mir stattdessen ein Trennmesser (75 - 105mm) für 23 Euro im Internet bestellt.
Da zwischen dem Radlager und der Befestigungsplatte nur 2,5 mm Luft ist, ist das Trennmesser bestens geeignet sich durch seine stark angefaste Fläche sauber in diesen Spalt zu setzen. Dazu noch die beiden Hälften mit den Bolzen gefühlvoll anziehen, und schon kann es losgehen. (Die Halteringe habe ich vorher schon durch anbohren und anschließenden Meißelschlägen entfernt, dabei ist nur zu beachten das man nicht zu tief bohrt, und mit dem scharfen Meißel nicht in auf die Achswelle schlägt) Wer aber ein bischen handwerklich begabt ist, bekommt das ohne Probleme hin!
Zu Beachten ist wie ich aus eigener Erfahrung lernen musste, das man das neue Radlager gleichzeitig mit dem Haltering aufpresst, um die Dichtlippe am neuen Radlager nicht unnötig weit im Lagerkäfig zu versenken. Bemerkt habe ich meinen Fehler, das aus einer meiner Steckachse Differential - Oel aus der Bremstrommel tropfte.
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Hinterachsradlager wechseln an der Steckachse beim Ford Capri III
Hier das neue Radlager,
die Dichtlippe steht 1,5mm aus dem Lagerkäfig heraus.
Und hier mein durchlässiges Radlager,
die Dichtlippe ist fast bündig im Lagerkäfig verschwunden, so dachte ich zumindest bisher, darf es nicht sein...
So liegt das Lager mit der Dichtlippe auf dem Tisch und so sollte es eben nicht sein...
Besser man macht es so, wenn der Haltering gleich mit aufgepresst wird, kann der Dichtlippe nichts passieren
Ich bin nach all diesen Versuchen zu folgendem Ergebnis gekommen...
Das Oel läuft nicht außen am Lagerring und der Gummiabdichtung vorbei, sondern definitiv durch die innere Abdichtung des Lagers selbst. Ich habe mir deshalb noch 2 neue Lager gekauft, allerdings ein Noname, die guten bekommt man ja nicht mehr! Die Dichtlippe die eigentlich gegen den Achskörper abdichten soll, steht bei diesen beiden Radlagern nur 0,5mm raus, bei den letzten SNR die ich kaufen konnte waren es noch 1,5mm. Dies spielt wie ich festgestellt habe aber keine Rolle!
Meine Hoffnung ist nun, daß das Differentialoel trotz der schwachen Dichtlippe abgehalten wird in das Radlager zu laufen. Wir werden sehen...
Ich habe die Steckachse wieder gezogen, zum Glück bekam ich sie mit normalem Kraftaufwand heraus, da ich sie beim letzten Versuch sie abzudichten, Hylomar Dichtmasse benutzt habe.
Heute konnte ich endlich mal sehen das die gezogene Steckachse absolut trocken war, das Diff. Oel also nicht an der Steckachse zum Radlager läuft, wie ich zuerst vermutet habe, sondern im Achsrohrboden. Also habe ich die Steckachse im Bereich des Radlagers fein säuberlich mit Schnellreiniger vom Oel befreit, anschließend die Steckachse aufrecht hingestellt und die offene Seite des Radlagers mit Kriechoel eingesprüht. Es dauerte nicht lange da lief das Kriechoel durch das Radlager und kam unten auf der anderen Seite wieder heraus, das ist bestimmt nicht richtig!
Um zu sehen ob mein neues Lager auch durchlässig ist habe ich es ebenfall mit gutem Kriechoel eingesprüht.
In diesem kurzen Video kann man schön ein kleines Lagerspiel erkennen, dies scheint aber normal zu sein, da beim neu aufgepresstem Lager war das Lagerspiel ebenfalls wieder zu sehen. Bitte für eine bessere Ansicht auf Vollbildmodus gehen!
24 Stunden später war das Radlager immer noch auf der unteren Seite trocken. Bei meinem eingebauten ist genau hier das Diff. Oel durchgekommen, also genau an der Verbindung zwischen drehendem Teil und nicht drehendem Teil.
Für einen weiteren Test habe ich mir O-Ringe in 50 x 3 mm und FKM Qualität bestellt und in die Lagerrille gedrückt wo auch die Spannfeder sitzt. Weil das Radlager an dieser Stelle 5mm tief ist habe ich zwei O-Ringe dort eingebaut. Das Radlager ließ sich nun etwas schwerer drehen was mir beweist das nun die Dichtlippe mit der Feder etwas mehr angedrückt wird, und hoffentlich noch besser abdichtet.
Nachdem ich das alte Radlager zum erneuten wechseln abgezogen hatte, habe ich meine originale Halteplatte mit einer unbenutzen Halteplatte verglichen. Dabei ist mir folgendes aufgefallen, siehe Bild unten...
Dieser Spalt kann natürlich nicht gut sein und ist wohl der entscheidende Punkt, ist mir wahrscheinlich vor Jahren mal beim aufpressen des Lagers oder beim festschrauben der Halteplatte entstanden. Nämlich dann wenn man die Halteplatte beim Pressvorgang nicht weit genug nach oben zur Radnabe hochhält und beim Pressen mit einklemmt, oder wie gesagt beim festschrauben der Bremsankerplatte und der Halteplatte, dann wird die Halteplatte verbogen und drückt das neue Radlager nicht fest genug mit der Abdichtung gegen das Achsrohr.
Nach mehreren Probefahrten kann ich endlich behaupten, mein Radlager ist dicht!
Alles wie immer ohne Gewähr, so war es aber bei meinem Capri!
Sehr lange bin ich davon ausgegangen das sich das Oel an dieser Dichtlippe am Lager und der Dichtfläche im Achsrohr vorbei läuft. Ich behaupte aber in den meisten Fällen NEIN! Denn wie kann es dann sein das ein fabrikneues Radlager bei dem diese Abdichtung nur 0,5mm rausguckt, trotzdem abdichtet? So geschehen nachdem ich mein tropfendes Radlager erneut gewechselt habe.
Bevor ich zu diesem Ergebnis gekommen bin, habe ich diverse Sachen ausprobiert um der Undichtigkeit auf die Schliche zu kommen!
Ich habe es mit zusätzlichen O-Ringen, mit Dichtmasse, mit einem Wellendichtring, mit einer selbst geschnittenen Klingersil Dichtung in verschiedenen Größen probiert, mal wurde es etwas weniger, aber nie war es dauerhaft behoben.
Kurz gesagt, es hat alles nichts geholfen!
Ford Capri 2,8i Eichberg Turbo